Es ist soweit! Sie haben Ihre Hündin auf eine artgerechte Ernährung mit rohem Futter umgestellt und wollen nun Ihren ersten BARF-Wurf züchten. Da kommen manchmal Bedenken auf, ob die Hündin und die ungeborenen Welpen auch wirklich mit allen Nährstoffen ausreichend versorgt werden, denn die Zucht ist die ultimative Bewährungsprobe eines Ernährungskonzepts.
Die Ernährung der Zuchthündin ist von größter Wichtigkeit, denn von der Mutter bekommen die Welpen während der Trächtigkeit und in den ersten Lebens-wochen alle nötigen Nährstoffe, Abwehr-stoffe und letztendlich den Grundstein ihrer eigenen guten Gesundheit.
Deshalb sollte man zur Zucht wirklich nur Hündinnen einsetzen, die eine gute Gesundheit genießen und ein gesundes Instinktverhalten vorweisen. Eine Hündin, die zuvor wenig Interesse an ihren Welpen zeigte, nicht in der Lage war ohne Hilfe zu werfen, zu Allergien neigt, verhaltensauffällig ist, chronisch krank ist oder sonstige Einschränkungen hat, sollte nicht zur Zucht eingesetzt werden. Man sollte sich bei der Auswahl der Zuchthündinnen nicht auf das Äußere beschränken, denn ohne gesunde Muttertiere kann man auch keine gesunden Welpen züchten. Dasselbe gilt auch für Zuchtrüden, denn bestimmte Veranlagungen und Schwächen werden durchaus weiter vererbt.
Hat man eine solche Hündin und entschließt man sich einen Wurf zu ziehen, sollte man darauf achten, daß die Hündin schon vor dem geplanten Deckakt psychisch und physisch in bester Verfassung ist. Dazu gehört neben einer gesunden Ernährung auch ausreichend Bewegung, gute und saubere Unterbringung, Kontakt zu Artgenossen, Familie und geistige Beschäftigung.
Es ist wichtig, daß die Hündin in der Zeit von der Befruchtung bis zur vierten oder fünften Woche nicht über- oder untergewichtig wird. Bei übergewichtigen Hündinnen kommt es öfters zu Geburtsschwierigkeiten und bei untergewichtigen Hündinnen kann es während der Laktationszeit zu einen erheblichen Substanzverlust und mangelnder Milchbildung kommen.
Auch sollte man die tragende Hündin in den ersten Wochen nicht schonen; Bewegung ist wichtig für den Stoffwechsel, um die Festigkeit zu erhalten und für das psychische Wohlergehen der Hündin. Stress-Situationen und sportliche Tätigkeiten mit einer hohem Verletzungsgefahr sollten vermieden werden sowie Hochleistungssport. Z.B. Schutzhundesport könnte man durchaus weiter trainieren, jedoch sollte man Hürdensprünge und den Schutzdienst unterlassen (Stress und Verletzungsgefahr).
Ernährung der Hündin
In den ersten fünf bis sechs Wochen der Trächtigkeit bedarf die Hündin nicht wesentlich mehr Nahrung als sonst, da das Wachstum der Föten in dieser Zeit sehr gering ist; sie erreichen nur 30% ihres Geburtsgewichts bis zur fünften Woche. Oft fasten die Hündinnen freiwillig in der vierten oder fünften Woche der Schwangerschaft – hier sollte man die Natur ihren Lauf nehmen lassen und nicht versuchen, die Hündin zum Fressen zu bewegen.
In dieser ersten Zeit kann man der Hündin ihr normales Futter in den üblichen Mengen weiter geben. Man sollte nur darauf achten, daß der Bedarf an Mineralien, Vitaminen, Spurenelementen und essentiellen Fettsäuren sicher gedeckt ist. Der Bedarf an Energie erhöht sich bis auf das 1,5-fache in dem letzten Drittel der Schwangerschaft. Daher empfiehlt es sich, ab der vierten Schwangerschaftswoche die Nahrungszufuhr um ca. 10% pro Woche zu erhöhen, so dass die Hündin zum Ende der Schwangerschaft in etwa das 1,5-fache an Nahrung bekommt. Oft reicht aber das 1,25-fache, so daß man die Hündin gut beobachten sollte, um sicher zu gehen, dass sie nicht allzu schwer wird.
In den letzten zwei Wochen der Trächtigkeit ist es ratsam, die Hündin 3-4 mal täglich zu füttern, um die Verdauung zu erleichtern und um es der Hündin etwas bequemer zu machen.
In den letzten Tagen sollte man leicht verdauliche Mahlzeiten verabreichen und nicht große Mengen an Knochen füttern.
Einen guten Ernährungsplan finden Sie in Ausgabe 1 von „Mein Hund, natürlich Gesund“ oder auf den Internet-Seiten von Silvia Dierauer und auf dieser Internet-Seite unter Futterplan und Welpen. Diese Ernährungspläne eignen sich für die Ernährung trächtiger Hündinnen mit den hierin erwähnten Nahrungsergänzungsmitteln und Mengenangaben. Da die meisten Ernährungspläne mehr als genug Knochen enthalten, kann man durchaus den Knochenanteil in den letzten Schwangerschaftswochen reduzieren, ohne Gefahr zu laufen zu wenig Kalzium zu füttern.
Nahrungsergänzung
Da unsere Lebensmittel heutzutage oft recht arm an Vitaminen und Mineralstoffen sind und auch unsere Schlachttiere meist nicht natürlich aufgezogen und optimal ernährt werden, halte ich es für sinnvoll, während der Trächtigkeit einige Nahrungsergänzungsmittel täglich zu verabreichen.
An erster Stelle möchte ich Himbeerblatt erwähnen – das Schwangerschaftskraut schlechthin. Himbeerblatt stärkt die Uterus und erleichtert den Geburtsvorgang erheblich. Man kann entweder die getrockneten Blätter direkt unter das Futter mischen oder einen Tee zubereiten und unter das Futter mischen.
Dazu eine Handvoll Himbeerblatt in einen Liter kaltes Wasser geben, das ganze erhitzen bis zum Kochpunkt, von der Herdplatte entfernen, zudecken und über Nacht ziehen lassen. Absieben und von dem Tee 1 Eßl/20 kg bei jeder Mahlzeit verabreichen. Nach der Geburt kann man die halbe Dosis geben, um die Milchbildung anzuregen und die Gebärmutter beim Selbstreinigungsprozess zu unterstützen.
Alfalfa ist ein weiteres Kraut, dass zur Nahrungsergänzung sinnvoll ist. Alfalfa enthält viel Kalzium, Eisen, Zink, Vitamine A, B, und K, Biotin und Spurenelemente.
Vitamin C ist wichtig für die Entwicklung von Knochen und Knorpel, erleichtert den Geburtsvorgang und hilft schwächliche Welpen zu verhindern. Einige Ernährungsexperten empfehlen sehr hohe Dosierungen während der Schwangerschaft, aber ich bin der Meinung, dass eine Ergänzung im Maße mit Naturmitteln (Acerola, Hagebutten) der bessere Weg ist. Meine Hündinnen bekommen währen der Trächtigkeit einen gehäuften Teelöffel Hagebuttenpulver pro 10 kg Körpergewicht täglich.
Meeresalgen wie Blasentang regen den Stoffwechsel an und liefern Jod für eine gesunde Schilddrüsenfunktion. Neben Jod, Aminosäuren, Mineralien (insbesondere Kalzium) enthalten Meeresalgen wichtige Spurenelemente.
Knoblauch reinigt das Blut, stärkt das Immunsystem und hilft einen Wurmbefall zu verhindern. Laktierende Hündinnen sollten Knoblauch bekommen, da die enthaltene Wirkstoffe in der Muttermilch weiter gegeben werden.
Essentielle Fettsäuren sollten auch während der Schwangerschaft und in der Laktationszeit ergänzt werden. Besonders reich an Omega 3 Fettsäuren sind Leinsamenöl, Fischöl (nicht Lebertran!) und Hanföl.
Borretschöl, Nachtkerzenöl und Schwarzkümmelöl sind reich an Gammalinolensäure, die außer in diesen Ölen nur in Muttermilch enthalten ist.
Weitere Öle, die man füttern kann, sind Distelöl, Olivenöl, Maisöl und Sonnenblumenöl.
Vit. E ist wichtig als Antioxidant, indem es verhindert, dass die essentiellen Fettsäuren von freien Radikalen zerstört werden. Ein Mangel kann zu Fehlgeburten und Geburtsproblemen führen. Außerdem hilft es schwächliche Welpen zu verhindern und spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Immunsystems. Vitamin E-reich sind Salat und grünes Blattgemüse, Alfalfa und Distelöl.
B-Vitamine sind wichtig für die Entwicklung der Welpen; ein Mangel kann zu Missbildungen der Welpen führen, vor allem ein Mangel an Folsäure (B-9).
Bei der Rohernährung sind B-Vitamine ausreichend vorhanden, jedoch ist darauf zu achten, dass ausreichend Leber gefüttert wird (reich an Folsäure). Ich empfehle hier 2 x wöchentlich 100g Leber/10 kg Körpergewicht. In dieser Zeit sollte man kein Lebertran füttern um eine mögliche Überdosierung an Vit. A zu verhindern.
Vitamin A ist ausreichend in Leber vorhanden; Vitamin D wird von dem Hund synthetisiert durch Sonnenlicht, man findet es außerdem in Fisch, Leber, Milchprodukten und grünem Blattgemüse.
Vitamin K1 und K2 werden vom Körper im Darm synthetisiert. Vitamin K3 ist synthetisch, wird mit Krebs und hämolytischer Anämie in Verbindung gebracht und sollte nicht verfüttert werden. Vitamin K findet man in Fisch, Leber, Alfalfa, Algen, Eigelb, Fischöle und grünem Blattgemüse.
Ergänzung mit Zink ist auch für das gesunde Wachstum der Welpen und zur Stärkung des Immunsystems wichtig. Viele Futterpläne, die Huhn als Haupt- oder alleinige Nahrungsquelle nutzen, sind defizient an Zink.
Kalzium ist wichtig für Knochenbildung, Herzfunktion, Blutgerinnung und natürlich Trächtigkeit und Laktation. Bei der Rohernährung ist ausreichend Kalzium vorhanden, vorausgesetzt man füttert Knochen oder ein ergänzendes Kalziumpräparat. Kalziumreich sind außerdem Alfalfa, Algen, grünes Blattgemüse und Eierschalen.
Phosphor ist wichtig für die Hirnfunktion, Haarwuchs und Knochenerhaltung und ist in Fleisch reichlich vorhanden.
Das Verhältnis von Ca/P sollte zwischen 1,1:1 und 1,5:1 sein, je nach Alter und Zustand des Hundes.
Viel wichtiger als das Ca/P Verhältnis, ist dass ausreichend Kalzium gefüttert wird. Übertreiben sollte man es jedoch nicht, da ein absoluter Kalzium-Überschuss eine Eklampsie provozieren kann!
Während der Schwangerschaft ist der Bedarf an Kalzium nicht wesentlich höher als sonst, aber während der Laktationszeit steigt der Bedarf zunehmend mit der Milchproduktion und dann sollte die Kalzium-Menge eher etwas höher sein.
Zu Vermeiden während der Trächtigkeit: Yucca, Uva Ursi, Süßholz, Baumrinden (vor allem Walnuß), Senna, Wermut.
Die Geburt
Ist die Hündin während der Geburt sehr erschöpft, hilft es oft, ihr eine kleine flüssige Mahlzeit anzubieten. Etwas Ziegenmilch oder roter Traubensaft mit Ei und Honig gibt schnell Energie und belastet die Verdauung nicht.
Bei Wehenschwierigkeiten wird oft das homöopathische Mittel Pulsatilla eingesetzt; ich habe selber die besseren Erfahrungen mit Caulophyllum gemacht in einer niedrigen Potenz. Am besten zieht man hier einen Tierhomöopathen zu Rate.
Wovon ich abrate, ist die prophylaktische Verabreichung homöopathischer Mittel während der Schwangerschaft – ein gesundes Tier hat selten Probleme beim Werfen und eine Dauergabe homöopathischer Mittel kann zu einer Arzneimittelprüfung führen, was unter Umständen genau das Gegenteil bewirkt von dem, was man sich davon versprochen hat.
Laktation
Nach der Geburt steigt der Nahrungsbedarf der Hündin erheblich, je nach Größe des Wurfes. In der ersten Woche reicht oft noch das 1,5-fache, außer der Wurf ist sehr groß, danach steigt der Nahrungsbedarf stetig bis auf das 2,5-fache in der dritten bis vierten Woche nach der Geburt. Wichtig ist auch, dass die Hündin stets frisches Wasser zur Verfügung hat.
Hier ist auch darauf zu achten, dass ausreichend Kalzium gefüttert wird und dass das Ca/P Verhältnis bei ca. 1,5:1 liegt. Man sollte die Hündin genau beobachten um sicher zu sein, dass sie nicht erheblich abnimmt und die Welpen wiegen um sicher zu sein, dass sie jeden Tag zunehmen.
Folgende Lebensmittel helfen Milch zu bilden: rohe, unbehandelte Ziegen- oder Kuhmilch, Möhren, Haferflocken, Algen, Melasse, Honig, Eier, Alfalfa, Dill, Slippery Elm (Ulmenmehl), Borretsch.
Die Hündin sollte so lange stillen dürfen, wie sie möchte, vorausgesetzt sie schafft es ohne erheblich an Substanz zu verlieren. Heutzutage werden Welpen oft schon ab dem 21. Tag beigefüttert, um die Hündin zu „schonen“ und die Welpen früher zum Verkauf anbieten zu können. Eine gesunde Hündin bietet ihren Welpen noch nach 8 Wochen ein- bis zweimal am Tag Milch an und sollte nicht unbedingt daran gehindert werden, außer man sieht, dass die Hündin dabei stark abnimmt. Auch beteiligt sich die Hündin gern an der anfänglichen Ernährung der Welpen mit fester Nahrung, in dem sie die von ihr aufgenommene Nahrung für die Welpen erbricht. Dieses Verhalten ist natürlich, normal und gesund und sollte nicht unterbunden werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Hündin genug Nahrung zu sich nimmt, dass ihre Nahrungsbedürfnisse auch gedeckt sind (zweimal füttern).
Ein paar Worte zum Schluss
Die Zucht von Hunden beinhaltet nicht nur die Fütterung. Hunde haben viele Bedürfnisse. Sie brauchen Sonne, frische Luft, Bewegung, Reize, Erziehung und Kontakt zu Menschen und zu Artgenossen. Auch dies trägt zu ihrer Gesundheit und Entwicklung bei und sollte genauso beachtet werden wie die Ernährung.
Auch möchte ich Sie bitten, sich Gedanken über Impfungen zu machen, bevor Sie Ihren Hund impfen. Welpen werden generell zu früh und mit zu vielen Impfungen belastet, was sich negativ auf ihr unreifes Immunsystem auswirkt und zu lebenslänglichen chronischen Krankheiten führen kann. Es gibt schonende Impfprotokolle, die Sie mit Ihrem Tierarzt besprechen können. Der beste Schutz gegen Krankheit bleibt allerdings eine gesunde, artgerechte Ernährung.
Ich hoffe Ihnen hiermit eine kleine Hilfestellung bei der natürlichen Ernährung von trächtigen Hündinnen gegeben zu haben und wünsche Ihnen viel Spaß und beste Gesundheit für Ihre zukünftigen, natürlich aufgezogenen Welpen.