Vitamin A (Retinol) gehört zur Gruppe der fettlöslichen Vitamine. Der Ursprung aller Formen von Vitamin A sind Carotinoide, die von Pflanzenzellen synthetisiert werden. Carotinoide sind dunkel-rote Pigmente, die vielen Pflanzen ihre gelbe bis orange Farbe verleihen. Wenn Tiere die Carotinoide in Pflanzen zu sich nehmen, werden diese Carotinoide (auch Provitamin A genannt) im Darm durch Enzyme in aktives Vitamin A konvertiert. Wie gut die Carotinoide in Vitamin A umgewandelt werden können, hängt von ihrer Struktur ab. Die günstigste Struktur weist Beta-Carotin auf. Es kann in zwei Vitamin-A-Moleküle umgewandelt werden. Das aktive Vitamin A wird dann hauptsächlich in der Leber gespeichert.
Carotinoide und Vitamin A sind in der Nahrung hauptsächlich in einer bestimmten Form von Fetten (Estern) vorhanden. Dadurch ist ihre Resorption eng mit dem Fettstoffwechsel verbunden. Beim Hund liegt Vitamin A überwiegend als Ester vor, der von Lipoproteinen transportiert wird. Entsprechend schwanken die Werte im Blutserum erheblich in Abhängigkeit von der Zufuhr. Hunde können, im Gegensatz zu Katzen, Beta-Carotin in aktives Vitamin A umwandeln und zwar mit einer Effizienz von 1 mg Beta-Carotin = 833 IE Vitamin A.
Beta-Carotin ist am häufigsten in pflanzlichen Lebensmitteln vorhanden und hat die höchste biologische Aktivität aller Carotinoide. Aktives Vitamin A ist in Lebensmitteln tierischer Herkunft enthalten, wie z. B. Leber, Fischöl, Lebertran, Eier und Milch. In Milch kommt das Retinol vorwiegend im Rahm vor, so dass Magermilch nur noch wenig Vitamin A enthält.
Vitamin A und Carotinoide sind sehr empfindlich gegenüber Licht, Sauerstoff und Säuren, wodurch sie ihre biologische Wirksamkeit verlieren. Falsche Lagerung und Zubereitung können die Bioverfügbarkeit von Vitamin A und Carotinoiden halbieren.
Um die Bioverfügbarkeit von Beta-Carotin möglichst zu erhöhen, sollten z. B. Karotten entweder püriert, in Saft verarbeitet oder leicht gedämpft sein bzw. die Zellen aufgeschlossen sein. Rohe, unzerkleinerte Zellen werden zum größten Teil wieder ausgeschieden und mit ihnen die Carotine.
Die Bioverfügbarkeit von Vitamin A wird außerdem noch positiv beeinflusst durch die gleichzeitige Zufuhr von Fetten und Antioxidantien. Große Mengen an Carotinoiden werden schlechter verwertet als kleinere Mengen. Eine Diät mit hohem Proteingehalt bedarf mehr Vitamin A, und Tiere, die an Leber-, Pankreas- und Nierenerkrankungen oder Infektionen leiden, haben ebenfalls einen erhöhten Bedarf.
Der Hund braucht im Erhaltungsstoffwechsel 75 – 100 IE Vitamin A pro Kilogramm Körpermasse pro Tag. Das ergibt z. B. 2250 – 3000 IE Vitamin A pro Tag für einen 30 Kilogramm schweren, ausgewachsenen Hund. Welpen, ältere, kranke, hochtragende oder laktierende Hündinnen sollten 250 IE/kg KM/Tag erhalten oder 7500 IE Vitamin A pro Tag für den 30 Kilogramm schweren Hund.
Weitere Faktoren, die den Vitamin A Bedarf erhöhen, sind Stress, Umweltverschmutzung, Entzündungen, Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion und langes Sitzen vor dem PC.
Aufgaben und Funktionen von Vitamin A
Vitamin A ist als Bestandteil des Sehpurpurs am Sehvorgang beteiligt. Es erhöht die Infektabwehr der Schleimhäute, schützt sie vor Verhornung und hat daher eine Epithelschutzfunktion.
Vitamin A und Beta-Carotin erleichtern die Produktion von Antikörpern in den weißen Blutkörperchen und erhöhen so die Zahl und die Wirksamkeit der weißen Blutkörperchen gegen Infektionen. Auch in der Eiweißsynthese spielt Vitamin A eine wichtige Rolle.
Darüber hinaus ist Vitamin A beteiligt an der Plazenta- und Embryonalentwicklung sowie an der Spermienproduktion und spielt damit eine Rolle bei der Fortpflanzung.
Das im Organismus aus Vitamin A gebildete Retinol reguliert Wachstum und Aufbau von Haut, Schleimhäuten, Lymphgefäßen, Geschlechtszellen, Zähnen und Knochen.
Beta-Carotin erhöht außerdem die zelluläre und humorale Immunantwort nach Impfungen bei Hunden.
Carotinoide fungieren im Stoffwechsel auch als Radikalfänger und besitzen somit zusätzlich eine krebsvorbeugende Funktion.
Nach der Absorption wird Vitamin A über die Blutbahn unmittelbar in die Gewebe und Speicherorgane (Leber, Niere) transportiert.
Die Ausscheidung erfolgt über den Harn in Form von Retinol oder Retinol-Estern.
Vitamin A Mangel
Eine Unterversorgung mit Vitamin A kann auf Dauer bei erwachsenen Hunden zu Unfruchtbarkeit, Bindehautentzündungen, Hornhauttrübungen, Infektionsanfälligkeit, Knochenstoffwechselstörungen sowie Hörausfall, Hautläsionen und Nervschädigungen führen. Bei Hunden im Wachstum führt ein Vitamin A-Mangel schneller zu solchen Ausfällen und verursacht zudem noch Wachstumsstörungen, Knochenentwicklungsstörungen sowie schlechte Futteraufnahme. Bei trächtigen Hündinnen kann eine Unterversorgung Missbildungen oder Schwäche der Welpen und Totgeburten zur Folge haben.
Vitamin A Überdosierung
Da Vitamin A ein fettlösliches Vitamin ist, wird es bei einer Überversorgung nicht ausgeschieden, sondern im Körper gespeichert. Allerdings liegt die Grenze der Vitamin-A-Toleranz bei Hunden wegen der besonderen Bindungsform im Blut wesentlich höher als bei anderen Spezies. Symptome einer Vitamin-A-Hypervitaminose sind u. a. Appetitlosigkeit, Gelenkschmerzen, geringe Gewichtszunahme, Störungen in der Entwicklung der langen Knochen, Läsionen der Arterien und des Herzens, Abbau der Knochensubstanz und Missbildungen bzw. Gaumenspalten bei ungeborenen Welpen.
Eine Hypervitaminose mit Vitamin A kann nur bei der Zufuhr von aktivem Vitamin A auftreten. Carotinoide werden bei ihrer Umwandlung zu Retinol reguliert und dem Bedarf des Körpers angepasst.
Vitamin A und Beta-Carotin in Lebensmitteln
Vitamin A kommt ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor. Leber und Lebertran sind besonders reich an Vitamin A, aber auch Eier, Milch und Käse sind gute Quellen.
Beta-Carotin findet man in pflanzlichen Lebensmitteln, vor allem in Süßkartoffeln, Karotten, Spinat, Pfirsichen, Löwenzahn, Alfalfa, Petersilie, Brennesseln, Kresse, Honigmelone, Broccoli, Amaranth, Chicoree, Papaya und Kohl.
Abschließend einige Beispiele für den Vitamin-A-Gehalt je 100 g Lebensmittel:
- Rinderleber: 30.000 – 50.000 IE
- Rinderniere: 1.100 IE
- Hühnerleber: 42.000 IE
- Schafleber: 31.000 IE
- Lebertran: 85.000 IE
- Hering: 1.000 IE
- Vollmilch: 100 IE
- Butter: 650 IE
- Emmentaler Käse: 900 IE
- Ei, roh ohne Schale: 900 IE
- Alfalfa-Grünmehl: 15.000 IE
- Grünkohl: 2.100 IE
- Spinat: 3.800 IE