Wie auch Bachblüten und bestimmte homöopathische Mittel, können Kräuter eine Besserung des Allgemeinbefindens bei Angst- und Unruhezuständen bringen. Viele Kräuter haben eine zuverlässig beruhigende Wirkung ohne nennenswerte Nebenwirkungen.
Allerdings wirkt nicht jede Heilpflanze bei jedem Tier gleich. Als Beispiel gibt es Kräuter mit beruhigender Wirkung, die gleichzeitig recht „hitzig“ sind, d. h. sie erwärmen den Körper.
Bei einem Tier mit einem „hitzigen“ Wesen oder eine Hitze-Pathologie, das offensichtlich warm hat, viel hechelt, immer eine kühlen Platz sucht, und sich häufig ohne ersichtlichen Grund kratzt, kann eine Heilpflanze mit einer wärmenden Wirkung, wie z. B. Baldrian, zu einer Verschlimmerung seiner allgemeinen Unruhe beitragen. Das Tier erlebt durch die zusätzliche wärmende Wirkung eine Verschlimmerung des Allgemeinzustandes.
Der Juckreiz, das Hecheln und folglich die Unruhe werden in diesem Fall durch die Gabe eines unpassendem Heilkrautes nur gesteigert.
Grundsätzlich sollten Kräuter, die zur Beruhigung eingesetzt werden immer erst in einer kleinen Menge verabreicht werden, um zu sehen wie das einzelne Tier darauf reagiert.
Es gibt beruhigende Heilpflanzen, die in erster Linie auf den Magen-Darm-Trakt wirken, welche, die auf die Psyche ihren Einfluss haben, andere, die Muskelspannungen beheben und wieder andere, die vorwiegend auf die Nerven wirken. Da die Kräuter mit beruhigender Wirkung aber alle auch auf das Zentralnervensystem wirken, sollten sie nicht gleichzeitig mit Antidepressiva, Sedativa oder vor einer Narkose eingesetzt werden.
Wenn man Heilkräuter bei Angst und Unruhe einsetzen möchte, ist es wichtig, zuerst eine Anamnese durchzuführen, damit vorher klar ist in welcher Richtung bzw. mit welcher Wirkung man behandeln möchte. Hierzu ist es hilfreich, die Vorgeschichte des Tieres zu kennen. Oft steht der Besitzer dem Tier zu nahe um objektiv zu bleiben. In solchen Fällen kann es eine große Hilfe sein (bei Hunden), die Meinung des Trainers einzuholen, da sie/er eventuell besser erkennt wo die Angst oder Unruhe ihre Ursache hat und was sie vermutlich auslöst.
Anhand der Anamnese können die passenden Kräuter und die beste Verabreichungsform ausgesucht werden.
Begleitend sollte immer Verhaltenstherapeutisch gearbeitet werden, da die Kräuter die Ursachen nicht beheben können, sondern lediglich Linderung der Stärke von Angstempfindungen, Panik oder Angstaggression bringen können.
Warum haben unsere Haustiere Angst?
Es gibt verschiedener Art von Angstzuständen bei Tieren. Eines der häufigsten Beschwerden, weshalb vor allem Hundebesitzer ein Phytotherapeutikum einsetzen möchten ist die Angst vor Gewitter, Feuerwerke oder andere laute Geräusche.
Angst vor Gewitter erlebt man selten bei Welpen, dafür häufiger bei erwachsenen Tieren. Es ist unklar was diese Angst verursacht, aber es gibt einige Vermutungen dazu. Eine Vermutung ist, dass die Tiere vom Gewitter elektrisch aufgeladen werden und dadurch kleinere Schocks erleben, diese dann mit dem Geräusch vom Donner verbinden und folglich Angst vor Donner oder ähnliche Geräusche zu haben scheinen. Unterstützt wird diese These durch das Verhalten vieler Hunde während eines Gewitters: sie suchen dann Orte auf, in denen sie gut geerdet sind, wie z. B. im Bad. Hier wäre es neben einer Gabe beruhigender Kräuter sicherlich sinnvoll eine Antistatik-Decke oder anderes Antistatik-Produkt einzusetzen.
Angst kann auch von anderen Tieren im Haushalt erlernt sein. Wächst ein Welpe mit einen erwachsenen Tier auf, das Angst vor bestimmten Geräuschen, Gegenständen oder Geschehen hat, übernimmt der Welpe häufig diese Ängste. In solchen Fällen wäre eine prophylaktische Handlung sehr wichtig. Der Welpe sollte auf die angstauslösenden Objekte nicht im Beisein des erwachsenen Tieres geprägt werden um zu verhindern, dass er seine Angstreaktionen übernimmt.
Des Weiteren kann die Veranlagung ängstliches Verhalten zu entwickeln zumindest teilweise vererbt sein. Genau so kann eine Tendenz zum unruhigen Verhalten und Stressanfälligkeit auch vererbt sein. Es hat einen guten Grund, dass Zuchttiere auf Selbstsicherheit, Wesensfestigkeit und Geräuschempfindlichkeit (Schussfestigkeit) geprüft werden bevor sie zur Zucht zugelassen werden.
Es gibt natürlich auch Ängste, die durch ein schlechtes Erlebnis entstanden sind. Hier sollte in erster Linie verhaltenstherapeutisch gearbeitet werden, um dem Tier wieder Vertrauen zu geben. Kräuter können am Anfang helfen as Tier etwas zu entspannen.
Kräuter bei Angst & Unruhe
Folgend einige beruhigende Kräuter, ihre wichtigsten Eigenschaften, Wirkungsweisen und Einsatzgebiete.
Baldrian – Valeriana officinalis
Nährt und unterstützt das Nervensystem, wirkt beruhigend, entspannend, krampf- und angstlösend. Hilfreich bei Panik, Hysterie, Stress, Schlaflosigkeit und Gewitterangst. Am besten als Tinktur oder Glyzerat. Häufige kleine Gaben wirken am besten.
Eisenkraut – Verbena officinalis
Ein Nerventonikum mit mild beruhigender Wirkung. Vor allem gut nach Stress, bei Erschöpfung und leichten depressiven Verstimmungen. Gutes Aufbaumittel nach langen Erkrankungen.
Als Trockenkraut ins Futter, Absud, Glyzerat oder Tinktur.
Hafer (Samen) – Avena sativa
Ein sanftes Nerventonikum mit milder antidepressiver Wirkung. Sehr gut bei Stress, Nervenschwäche und Erschöpfung durch Unruhe.
Trocken ins Futter oder als Absud
Helmkraut – Scutellaria laterifolia
Eines der besten Nerventonika überhaupt. Beruhigend, angst- und krampflösend. Gut bei Nervosität, Hektik, Unruhe, Schreckhaftigkeit, für Hunde die zu Übereaktionen neigen, nach Trauma aller Art und bei Muskelkrämpfe und -zuckungen. Helmkraut wird oft bei Epilepsie eingesetzt. Wirkt als Absud, Tinktur, Glyzerat oder als Trockenkraut im Futter.
Hopfen – Humulus Lupulus
Wirkt beruhigend auf das Zentralnervensystem, hilft bei Schlafstörungen, Unruhe sowie Muskelkrämpfe und -zuckungen. Gut bei Stress, für Hunde die zu Übersprungshandlungen oder aggessives Verhalten neigen. Wirkt am besten mit anderen Kräutern zusammen.
Gute Futterbeigabe.
Johanniskraut – Hypericum perforatum
Ein bekanntes Antidepressivum, das generell als Nerventonikum einsetzbar ist. Bei Unruhe, Schlaflosigkeit, Angst, Geräuschempfindlichkeit und nervöser Erschöpfung.
Wirkt am besten als Tinktur oder Glyzerat.
Als Öl kann es äußerlich eingerieben werden zur Entspannung oder bei Muskelverkrampfungen.
Kann bei sehr hellhäutigen Hunden zur Überempfindlichkeit gegen Sonnenschein führen.
Kamille – Matricaria chamomilla
Beruhigend, krampflösend, entspannend, stimmungsaufhellende, milde Wirkung, gut verträglich. Am besten mit anderen Kräutern zusammen nehmen.
Als Aufguss, Glyzerat oder Tinktur.
Katzenminze – Nepeta cataria
Sanft beruhigend bei Schlaflosigkeit, Nervosität, Zittern, als Sedativum und bei nervösen Durchfällen.
Als Tinktur, Glyzerat, Aufguss oder Trockenkraut im Futter.
Kava – Piper methysticum
Muskelrelaxans, beruhigend. Kava wirkt entspannend auf die Muskulatur bei Stress- und Panikzuständen. Gut bei Gewitter- und Trennungsangst. Vorsichtig dosieren da große Mengen zu vorübergehenden Koordinationsstörungen führen können.
Als Tinktur, Glyzerat oder Trockenkraut ins Futter.
Melisse – Melissa officinalis
Ein klassisches Nerventonikum mit beruhigender und krampflösender Wirkung. Gut bei Unruhe, Anspannung, Stress, Panik und für „Hitzköpfe“.
Als Aufguss, Glyzerat oder Tinktur.
Passionsblume – Passiflora incarnata
Krampflösend, Schlaffördernd, Beruhigend. Hervorragendes Kraut bei Angstaggression, Unruhe, Stressanfälligkeit, Eifersucht und Schreckhaftigkeit.
Sehr gut für „hitzige“ Typen. Als Aufguss, Glyzerat oder Tinktur.
Veilchen – Viola odorata
Die zarten Veilchenblüten wirken sanft beruhigend und eignen sich besonders für sensible, zurückhaltende und schüchterne Hunde.
Als Tinktur, Glyzerat oder Futterbeigabe.
Text & Fotos: Copyright Swanie Simon