Symphytum officinale
Die Königin der Heilpflanzen, Symphytum officinale, gehört der Familie der Boraginaceae an. Wie uns sein Name bereits verät, wurde Beinwell traditionell bei Knochenbrüchen eingesetzt. Der Name Symphytum stammt aus dem Griechischen symphytos, was zusammenführen oder zusammenwachsen bedeutet. Die Pflanze stammt aus Osteuropa und Asien und ist mittlerweile in ganz Europa und Nordamerika weit verbreitet.
Beinwell ist eine Staude mit rauhaarigen, stark geäderten, wechselständigen, bis zum nächsten Knoten herablaufenden Blättern, die bis zu 30 cm breit und 50 cm lang werden können. Ihre Blüten sind weißlich bis gelblich, rötlich bis blauviolett, schmal glockenförmig und nach unten nickend. Die Beinwellpflanze wächst bis 1,50 cm hoch und kann wegen ihres schnellen Wachstums 5-6 mal im Jahr geschnitten werden. Die Wurzeln sind außen dunkelbraun und innen fleischig und weiß. Sie können armdick und bis zu einem Meter Länge heranwachsen und entwickeln ein weitläufiges Wurzelsystem.
Beinwell wächst bei fast jeder Boden-beschaffenheit, bevorzugt aber feuchten Boden. Man kann mehrmals jährlich die oberirdischen Teile schneiden, die Pflanze wächst rasch nach. Um eine neue Pflanze zu ziehen, braucht man nur Wurzelstücke im Abstand von einem Meter zueinander etwa 5-10 cm in den ungefrorenen Boden pflanzen, die Pflanze treibt schnell neu aus. Der Schnitt ist eine hervorragende, eiweißreiche Zugabe zum Kompost oder kann zum Mulchen verwendet werden. Gießen braucht man den Beinwell nur
bei Setzlingen, sollte es in der ersten Wachstumszeit nicht regnen.
Inhaltsstoffe: Allantoin, Aspargin, Cholin, Flavonoide, Gerbstoffe, Phenolcarbonsäuren, Schleimstoffe und Triterpenoide sowie ein enorm hoher Gehalt an Vitamin B12, Panthothensäure, Niacin, Riboflavin, Vitamin A, Vitamin C, Kalium und Calcium. Außerdem enthält Beinwell Chlorophyll, Phosphor und viele Spurenelemente.
Einsatzbereiche
Beinwellblätter eignen sich alleine oder mit Spinat oder Brennessel gekocht als Gemüsebeilage oder roh im Salat. Allerdings wird wegen des unterschiedlichen Gehaltes an Pyrrolizidinalkaloiden, die in Versuchen bei Ratten Leber- und Blasentumore verursacht haben, heutzutage empfohlen Beinwell nur äußerlich anzuwenden.
Die Einsatzbereiche von Beinwell sind vielfältig. In der traditionellen Kräuterheilkunde wird Beinwell innerlich als Hustenmittel, bei Durchfällen, Magengeschwüren, Kolitis, Rheuma und Arthrose verabreicht. Hierzu wird das Beinwellblatt und/oder -wurzel als Tee, Tinktur und als Aufguss zur Mundspülung oder zum Gurgeln benutzt.
Äußerlich findet Beinwell Gebrauch bei Prellungen, Stauchungen, Knochenbrüchen, Wunden, Mastitis, Hautausschlägen, Muskelverspannungen, Konjunktivitis, Hautgeschwüren und Krampfadern. Meistens wird hierzu die Wurzel als Umschlag oder in einer Salbe verwendet, ich bevorzuge es, Blätter und Wurzeln zu benutzen, da mir die Wirkung stärker vorkommt.
Auch bei den Tieren findet Beinwell Verwendung. Er ist eine bekannte und ertragreiche Futterpflanze mit einem hohen Eiweißgehalt. Aber auch bei Tieren sollte Beinwell wegen der krebserregenden Pyrrolizidinalkaloiden höchstens über einen Zeitraum von einem Monat innerlich verabreicht werden.
Ansonsten wird Beinwell wie beim Menschen eingesetzt.
Die hauptsächliche Wirkung von Beinwell beruht auf dem in allen Pflanzenteilen enthaltenen Allantoin. Allantoin ist ein Stoffwechselprodukt mit wundheilender und zellregenerierender Wirkung. Obwohl Allantoin auch synthetisch hergestellt wird, sind wahre Kräuterhexen überzeugt, dass die Wirkung des in Beinwell natürlich vorkommenden Allatoins im Zusammenspiel mit den enthaltenen Pflanzenstoffen jedem synthetischen Einzelprodukt überlegen ist.
Sammelgut
Wurzeln und Blätter
Sammelzeit
Wurzeln: März bis April und September bis Oktober: Wurzel nach dem ersten Frost frühmorgens ausgraben. Beim Waschen darauf achten, dass die äußere braune Rinde nicht abgeschubbt wird! Wurzeln immer frisch kleinschneiden; sind sie erstmal getrocknet, sind sie sehr hart und fast unmöglich zu schneiden.
Blätter: Mai bis Juli: die oberen Blätter benutzen.
Anwendungen
Beinwell-Tee
Auf einen ¼ Liter kaltes Wasser 2 Teelöffel getrocknete Wurzel oder 2 Esslöffel getrocknete Blätter geben. Bei Wurzeln 20 Minuten, bei Blättern 10 Minuten schwach köcheln lassen, absieben und mit Honig süßen.
Der Tee hilft bei Beschwerden des Verdauungsapparates und der Bronchien, Magenblutungen und -geschwüren, Durchfällen und Husten/Heiserkeit.
Hinweis: Wegen seines unterschiedlichen Gehaltes an Pyrrolizidinalkaloiden (Leberschädigend!) sollte Beinwell innerlich max. zwei Wochen in geringer Dosierung eingenommen werden. Bei Kindern, in der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Lebererkrankungen sowie bei Welpen, trächtige und laktierende Hündinnen, oder Hunde mit Lebererkrankungen sollte von der Einnahme von Beinwell bzw. Beinwellprodukten abgesehen werden.
Beinwell-Umschlag
Blätter: mit einem Nudelholz die frischen Blätter walzen, so dass die Fasern gebrochen werden. Kurz in schwach kochendes Wasser legen (z. B. im Sieb) und anschließend warm auflegen und mit einem Tuch verbinden. Alternativ können die Blätter fein geschnitten und mit Weizenkleie vermischt werden, anschließend in einem Baumwoll- oder Leinenbeutel kurz in kochendes Wasser gelegt und danach warm aufgetragen werden.
Wurzel: Frische oder getrocknete Wurzel möglichst klein hacken oder mahlen, 10-20 Minuten aufkochen, absieben und die feuchte Masse auf die betroffene Stelle legen und mit einem Tuch verbinden. Auch der Absud kann für einen Umschlag eingesetzt werden.
Umschläge werden eingesetzt bei Blutergüssen, Prellungen, Verstauchungen, Brüchen, Muskelverspannungen, Rheuma, Arthrosen, Wunden, Hausausschlägen und Mastitis. Bei Verletzungen, die gekühlt werden sollten, kann der Umschlag auch kühl angesetzt oder eine Salbe benutzt werden.
Beinwell-Tinktur
Blätter und/oder Wurzeln in ein sauberes Glas geben und mit Alkohol auffüllen. Bei frischen Wurzeln oder Blättern wird ein Verhältnis von 1:2 (Kraut:Alkohol); bei getrockneten Wurzeln oder Blättern ein Verhältnis von 1:5 benutzt. Bei Wurzeltinkturen sollte der Alkohol 70-90%ig sein, bei Blättern reicht 35%iger Alkohol, z. B. Wodka. Die Tinktur an einem kühlen, dunklen Ort aufbewahren und täglich gut schütteln. Nach zwei Wochen ist die Tinktur einsetzbar, besser sind jedoch sechs Wochen. Absieben und in einer dunklen Flasche aufbewahren.
Die Tinktur kann innerlich, z. B. in Tee, äußerlich zum Einreiben oder als Zutat in einer Salbe benutzt werden.
Hinweis: Wegen seines unterschiedlichen Gehaltes an Pyrrolizidinalkaloiden (Leberschädigend!) sollte Beinwell innerlich max. zwei Wochen in geringer Dosierung eingenommen werden. Bei Kindern, in der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Lebererkrankungen sowie bei Welpen, trächtige und laktierende Hündinnen, oder Hunde mit Lebererkrankungen sollte von der Einnahme von Beinwell bzw. Beinwellprodukten abgesehen werden.
Beinwell-Öl
Wurzeln und/oder Blätter klein schneiden und trocknen. Ein sauberes Glas zu einem Drittel mit Wurzeln/Blättern füllen und mit Olivenöl bis zum Rand auffüllen. Das Kräuteröl entweder im Backofen mindestens 4 Stunden bei 100° erhitzen (ohne Deckel!) oder ein bis zwei Wochen auf einen warmen Heizkörper stellen oder 2-3 Wochen in der Sonne stehen lassen (nur im Sommer). Anschließend gut absieben und/oder filtern und an einem kühlen, dunklen Ort aufbewahren. Das Öl kann mit Hilfe von Vit. E haltbar gemacht werden oder sogar eingefroren werden.
Beinwell-Öl eignet sich zum Einreiben oder zur Herstellung von Salben und Cremes.
Beinwell-Salbe
Beinwell-Salbe hilft bei Geschwüren, Wunden, Prellungen, Verstauchungen, Brüchen und jeglichen Schmerzen des Bewegungsapparates. Sie fördert die Wundheilung und die Regeneration des Gewebes.
Zutaten:
100 ml Beinwell-Öl
12 g Bienenwachs
Salbe wie auf der Seite Salben machen beschrieben herstellen.
Alternativ können die Wurzelstücke in Schweinefett ausgezogen und anschließend abgefiltert werden. Bei dieser Art Salbe bedarf es keiner Zugabe von Bienenwachs.
Beinwell-Honegar
Der Name Honegar kommt aus dem Englischen und beschreibt eine Mischung aus Honig und Essig (Engl.: Vinegar).
Zutaten:
500 ml Apfelessig
500 ml Honig
100 ml Beinwelltinktur
Apfelessig und Honig unter ständigem Rühren zusammen erhitzen bis der Honig vollständig aufgelöst ist, etwas abkühlen lassen und Beinwel-Tinktur hinzugeben. Vorm Trinken gut schütteln. Honegar hilft bei allgemeinen Schwächezuständen, Husten, verschleppten Erkältungen, Zwingerhusten beim Hund, Übersäuerung des Körpers und allerlei Stresszuständen.
Hinweis: Wegen seines unterschiedlichen Gehaltes an Pyrrolizidinalkaloiden (Leberschädigend!) sollte Beinwell innerlich max. zwei Wochen in geringer Dosierung eingenommen werden. Bei Kindern, in der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Lebererkrankungen sowie bei Welpen, trächtige und laktierende Hündinnen, oder Hunde mit Lebererkrankungen sollte von der Einnahme von Beinwell bzw. Beinwellprodukten abgesehen werden.