Der Begriff Nutrigenomik setzt sich zusammen aus den Begriffen „Nutrimentum“ (Lat.: Nahrung) und „Genomik“ (die systematische Analyse aller aktiven Gene).
Dieser noch relative neuer Forschungszweig befasst sich mit dem Zusammenspiel der Ernährung und der Genen bzw. das Genom eines Individuums. Bei der Nutrigenomik wird also geforscht wie Nahrungsmittel und bioaktive Nährstoffe die Genexpression beeinflussen.
Jedes Gen kodiert durchschnittlich drei Proteine. Diese Proteine übernehmen im Körper viele wichtige Aufgaben, z. B.:
- als Enzyme, die Biokatalysatoren sind
- als Hormone, die verschiedene Prozesse im Körper steuern
- und den Transport von Molekülen im Körper
Nicht alle Gene stellen zu jeder Zeit in jeder Zelle ihre Proteine her. Die Zelle kann die Menge der Proteine die synthetisiert werden verändern, in dem verschiedene Gene hoch oder runter reguliert bzw. aktiviert oder inaktiviert werden. Diese Regulierung – auch Genexpression genannt – kann sich sowohl positive als auch negativ auf die Gesundheit auswirken. Gesteuert wird die Genexpression durch das Epigenom, eine strukturelle Schicht, die die DNA und ihre angehängten Proteine umgibt. Das Epigenom ist für die chemischen Vorgänge verantwortlich, die Genexpression steuern. Es reagiert auf Signale der Umwelt, unter Anderem auf Nahrung.
Das Epigenom wird von Generation zu Generation vererbt, so dass die Diät der Eltern nicht nur ihr eigenes Epigenom beeinflusst, sondern zusätzlich das Epigenom der Nachkommen bestimmt. Man kann das Epigenom durch Nahrung beeinflussen, in dem man neue Impulse setzt z.B. mit frischer, hochwertiger Nahrung.
Laut Dr. Jim Kaput, einem der Pioniere der Nutrigenomik, kann sie in fünf Leitsätzen zusammengefasst werden:
- Gewöhnliche Nahrungschemikalien wirken direkt oder indirekt auf das Genom, um die Genexpression oder -struktur zu verändern.
- Unter bestimmten Umständen und bei einigen Individuen kann die Ernährung ein ernstzunehmender Risikofaktor für eine Reihe von Krankheiten sein.
- Einige ernährungsregulierte Gene spielen wahrscheinlich eine Rolle bei Vorkommen, Verlauf und Schweregrad einiger chronischer Erkrankungen.
- Der Grad, in dem die Nahrung das Gleichgewicht zwischen gesunden und kranken Zuständen beeinflusst, kann von der genetischen Ausstattung eines Individuums abhängen.
- Eine diätetische Anpassung nach Kenntnissen des Nährstoffbedarfs, Ernährungs-zustands und Genotyps („Individualisierte Ernährung“) kann eingesetzt werden, um chronische Krankheiten zu verhindern, lindern oder gar zu heilen.
Entzündungsprozesse im Körper
Ein wesentlicher Faktor im Gesundheits- bzw. Krankheitsverlauf eines jeden Organismus sind Entzündungsprozesse. Hier sind nicht die typischen äußerlich sichtbaren Entzündungen von großer Bedeutung, sondern Entzündungen auf zellulärer Ebene. Solche Entzündungsprozesse sind ein Teil der natürlichen Abwehr und werden als akut oder chronisch differenziert. Akute Entzündungsprozesse sind Reaktionen des Abwehrsystems auf Erreger und klingen in der Regel schnell wieder ab. Chronische Entzündungsprozesse sind solche, die nicht wieder abklingen wenn der Erreger oder vermeintliche Erreger vernichtet ist, sondern weiterhin bestehen, oft in abgeschwächter Form. Gerade diese chronischen Entzündungsprozesse sind für die Entstehung vieler Krankheiten mit- oder gänzlich verantwortlich. Beispiele von Krankheiten, die mit chronischen Entzündungsprozessen in Verbindung gebracht werden können sind Krebs, Autoimmunerkrankungen, Verdauungsstörungen, Hautprobleme, Allergien, Arthitis, Diabetes und Krankheiten der Organe. Übergewicht kann hier auch eine Rolle spielen.
Durch den Einsatz von entzündungehemmenden bzw. den Verzicht auf entzündungs-fördernden Nahrungsmitteln kann man chronische Entzündungsprozesse entgegenwirken, in dem man die Genexpression positiv beeinflusst. Zum Beispiel werden Antioxidantien, einige B-Vitamine, Zink, Eisen, Mangan und Magnesium mit Genomstabilität in Verbindung gebracht.
Funktionale Nahrungsmittel
Als „funktionale Nahrungsmittel“ werden solche Nahrungsmittel oder Nahrungsmittel-bestandteile bezeichnet, die bestimmte Stoffe enthalten, z.B. Aminosäuren, Phytonährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe & Vitamine, die eine gesunde Genexpression unterstützen in dem sie dem Epigenom die richtigen Signale dazu senden. In der Regel wirken diese Nahrungsmittel entzündungshemmend im Körper.
Obwohl es Nahrungsmittel gibt, die in fast jedem Organismus als funktional bezeichnet werden können, gibt es durch die Einzigartigkeit des individuellem Genoms Nahrungsmittel, die bei bestimmten Individuen funktional sind und bei anderen nicht. Ein Beispiel sind Futtermittelunverträglichkeiten – der eine Hund verträgt Rindfleisch und der anderer nicht. Für beide sind aber die Omega 3-Fettsäuren EPA und DHA funktionale Nahrungsmittel, die im Allgemeinen entzündungshemmend sind.
Ein weiterer Einfluss auf die funktionalität eines Nahrungsmittels spielt die Herkunft, Behandlung und toxische Belastung, denen ein Nahrungsmittel ausgesetzt ist. Viele sonst funktionale Nahrungsmittel verlieren ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften wenn sie genetisch manipuliert werden oder mit Pestizide, Antibiotika oder sonstige schädliche Mittel behandelt werden. So kann das Öl eines Fisches aus der freien Natur aus sauberen Gewässern ein funktionales Nahrungsmittel sein und das Öl vom selben Fisch aus einer Fischzuchtstätte in der die Fische mit unnatürlichem Pelletfutter und Antibiotika ernährt bzw. behandelt werden das Epigenom negativ beeinflussen und gesundheitliche Schäden auf Dauer verursachen.
Was bedeutet das für unsere Hunde & Katzen?
Um ein Ernährungskonzept mit möglichst funktionalen Nahrungsmitteln zu erstellen sollte man nicht nur die Nahrungsmittel, von denen bekannt ist, dass sie toxisch für unsere Haustier sind meiden, z.B. Zwiebeln, Schokolade, Trauben usw, sondern auf weitere Faktoren achten, die die funtionalität der Nahrungsmittel herabsetzen.
Insbesondere sollte man folgende Sachen meiden:
- GMO produkte
- Fleisch aus Massentierhaltung
- mit Antibiotika beslastete Lebensmittel
- mit Hormonen beslastete Lebensmittel
- mit Pestizide gespritzte Lebensmittel
- Futter mit großen Mengen Pflanzenproteine
- Schimmelige Lebensmittel
- verdorbene Lebensmittel
- viele Kohlenhydrate
- Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index
- künstliche Farbstoffe
- künstliche Konservierungsstoffe
- und alle Lebensmittel, auf die das einzelne Tier eine Intoleranz zeigt
Selbst zusammengestellte Nahrung ist der richtige Weg
Wenn Sie bereits BARF füttern oder die Nahrung für Ihr Haustier aus frischen Lebensmitteln kochen sind Sie auf dem besten Weg das Epigenom gesunde Signale zu senden. Laut der Tierärztin und Autorin Dr. Jean Dodds gibt es drei Schlüssel zur optimalen Ernährung von Hunden und Katzen: Abwechslungsreichheit, Nährstoffdichte und ganze, frische Lebensmittel. Einige Nährstoffe kommen oft in selbstzusammengestellten Rationen zu kurz, insbesondere Omega 3-Fettsäuren mit EPA & DHA, Zink, Selen und die Vitamine D & E. Häufige Fehler in der Futterzusammensetzung sind zu wenig Fett, fehlendes Organfleisch und Knochen ersatzlos aus dem Futterplan zu streichen.
Hilfe zur Futterplanerstellung
Auf dieser Webseite sowie die von Nadine Wolf finden Sie viele wertvolle Informationen über die BARF Ernährung. Des Weiteren finden Sie auf der Webseite barf-berater.de eine bundesweite Liste von qualifizierten Ernährungsberatern mit Schwerpunkt BARF.
Quellen:
- Kaput J and Rodriguez R; „Physiol Nutritional genomics: the next frontier in the postgenomic era“; Genomics 16: 166–177, 2004; 10.1152 / physiolgenomics.00107.2003.
- Wayne R. Bidlack, Raymond L. Rodriguez; „Nutritional Genomics: The Impact of Dietary Regulation of Gene Function on Human Disease“ CRC Press; 1 edition (19 April 2016)
- Dodds, W. Jean, & Diana Laverdure; Canine Nutrigenomics: The New Science of Feeding Your Dog for Optimum Health; N.p.: Dogwise, 2015. Print.
© Swanie Simon 2015-2018